Richard Zoozmann

Tierethik & Veganismus · November 13, 2021

Das Zitat

Welch Lärmen störte mich aus meinem Schlummer? Der taube Beppo schlägt den Esel wieder, Der rohe Bursch! – es macht mir wirklich Kummer!

[…] Ach häufig schon empörte Die Roheit meines Volkes mich, dergleichen Ich in der Fremde nirgend sah noch hörte.

Nicht soll der Mensch verhärten, nein erweichen Sein Herz und Mitleid fühlen mit den Tieren; Denn sie auch tragen ihres Schöpfers Zeichen!

Ich hätte in den höllischen Revieren Tierquälern eine Stätte geben sollen, Wo über spitzen Nägeln sie mit ihren

Entblößten Leibern ruhelos sich rollen, Indessen Pferde, Esel, Katzen, Hunde, Und alles, was sonst martern diese Tollen,

Hinwegrast über sie in wilder Runde Und sie zertritt und schlägt, zerkratzt und beißt, Bis ihre Körper eine einzige Wunde! –

Tierquälerei! Ein Frevel ists am Geist, Am Geist der Liebe, die das Tier geschaffen […]!

Richard Zoozmann (1863-1934)

Quelle: Richard Zoozmann, Dantes letzte Tage, Freiburg im Breisgau 1909, S. 66.

Anmerkung

Das hier vorgestellte Zitat fehlt in allen mir bekannten Sammlungen und wird hiermit also wohl zum ersten Mal verzeichnet. Es wird jedoch im Internet mit falscher Zuschreibung verbreitet.

Erläuterungen

  • störte mich: „Mich“ ist hier Dante Alighieri, dem Zoozmann diese Worte in den Mund legt.
  • Ich hätte in den höllischen Revieren: Anspielung auf den berühmten ersten Teil der Göttlichen Komödie, in dem Dante die Hölle beschreibt.
  • Tollen: von toll, hier veraltet für schlimm, böse, aber auch wahnsinnig/verrückt

Über den Autor

Richard Hugo Max Zoozmann war ein deutscher Autor, Herausgeber und Übersetzer. Zoozmann nahm nach dem Besuch des Realgymnasiums in Berlin gegen seinen Willen die Laufbahn eines Bankbeamten auf, wurde jedoch recht bald von namhaften Männern seiner Zeit (u.a. Emanuel Geibel und Robert Hamerling) dazu angeregt, sich nebenbei schriftstellerisch zu betätigen. Er veröffentlichte bereits in den 1880ern seine ersten Werke und schaffte es damit tatsächlich, eine Laufbahn aufzunehmen, die seinen Neigungen entsprach. Während seine Dramen und Novellen keine allzu große Verbreitung fanden, wurde seine Lyrik gegen Ende des 19. Jahrhunderts viel gelesen. Neben der Veröffentlichung seiner eigenen Werke war Zoozmann ein bemerkenswert umtriebiger Herausgeber und Übersetzer. Er gab Wilhelm Hauffs Werke heraus, übersetzte u.a. Walther von der Vogelweide, Oscar Wilde und Romane von Charles Dickens, er veröffentlichte Anthologien usw. usf. Von bleibender Bedeutung ist insbesondere seine vielgepriesene Übersetzung der Werke des berühmten italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321) und somit vor allem der Göttlichen Komödie. Sein „Zitaten- und Sentenzenschatz der Weltliteratur alter und neuer Zeit“ wird bis heute aufgelegt und fand in unzähligen Haushalten einen Platz im Bücherregal.

Zoozmanns Werke sind bedauerlicherweise heute kaum noch günstig greifbar und wurden so gut wie gar nicht digitalisiert, sodass ungeklärt bleibt, in welchem Umfang er sich für Tierschutzfragen interessierte. Hier könnte nur eine umfassende Recherche in der Berliner Staatsbibliothek Abhilfe schaffen. Zumindest in seinem Zitaten- und Sentenzenschatz finden sich gleich mehrere Tierschutz-Zitate.

Richard Zoozmann

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