Veganismus, Pflanzenanbau und Monokulturen

Tierethik & Veganismus · January 7, 2023

Wann immer sich Veganer auf Diskussionen einlassen oder versuchen, andere Menschen von ihrer Position zu überzeugen, müssen sie damit rechnen, dass der Gesprächspartner nicht nur versucht, persönliche Gründe zu formulieren, warum er diesen Schritt nicht gehen möchte, sondern oft genug werden Veganer mit Argumenten konfrontiert, die eher eine globale Perspektive einnehmen oder zumindest auf eine unbestimmte Weise das Große und Ganze betrachten wollen. Derartige Einwände können sowohl einer gewissen Naivität entspringen als auch das Ergebnis eines durchaus tieferen Problembewusstseins sein. Daher stehen Veganer, die sich entweder an der Öffentlichkeitsarbeit beteiligen wollen oder privaten Gesprächen über den Veganismus nicht aus dem Weg gehen wollen, vor der Herausforderung, auch in Bereichen auskunftsfähig sein zu müssen, die mit dem tierethischen Anliegen der Bewegung nur indirekt etwas zu tun haben. Das antivegane Argument, dass eine komplett vegan lebende Gesellschaft oder Menschheit aufgrund des Bedarfs an pflanzlichen Lebensmitteln nicht möglich wäre oder im besten Fall ‚nur‘ mit verheerenden Effekten einhergehen würde, stellt hierfür ein gutes Beispiel dar, das vielleicht nicht zu den ‚großen Klassikern‘ gehört, aber in der Praxis doch oft genug begegnet.

Wie bei vielen Einwänden gegen den Veganismus erweist es sich auch in diesem Fall als sinnvoll, an erster Stelle danach zu fragen, welche Relevanz dem Argument zugesprochen werden kann, wenn es sich als tragfähig erweisen sollte. Der in diesem Beitrag zu analysierende Einwand zielt darauf ab, zu behaupten, dass eine ‚vegane Ernährung‘ aufgrund des Wegfalls tierischer Kalorien noch mehr Pflanzenanbau erforderlich machen und somit zu einem höheren Flächenbedarf oder zu einem Mehr an verheerenden Anbaumethoden führen würde.

Da der Veganismus als eine ethische Position und Lebensweise definiert ist, welche die Ausbeutung von und Grausamkeiten gegenüber Tieren so weit wie möglich vermeiden will, kann schon vor jeder Betrachtung der Belastbarkeit des Einwands festgehalten werden, dass er ‚den Veganismus‘ als Minimalrahmen für einen gerechten Umgang mit Tieren aus prinzipiellen Gründen letztlich nicht ‚treffen‘ kann. Denn: Sollte es sich als wahr erweisen, dass eine Lebensweise, die gänzlich auf den Verzehr von tierischen Lebensmitteln verzichtet, mit inakzeptablen Folgen verbunden ist, wäre der Einsatz von ‚Nutztieren‘ schlicht auf die niedrigste mögliche Anzahl und auf die harmlosesten Nutzungsformen zu beschränken. Zur Klärung der Frage, was als eine inakzeptable Folge zu bewerten ist, wäre dann der Gerechtigkeitsgrundsatz „Gleiches gleich, Ungleiches ungleich“ heranzuziehen. Wäre es in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen ethisch statthaft, wenn Menschen in der Position des Unterlegenen wären und man dasselbe aus Umweltschutzgründen mit ihnen machen würde?

Eine weitere nützliche Vorbetrachtung kann darin bestehen, zuerst einmal zu prüfen, ob es denn überhaupt stimmt, dass Monokulturen per se etwas Schlechtes sind. Denn wie so oft lohnt es sich auch hier, zuerst die Details des präsentierten Arguments gründlich zu analysieren.

1970 lebten ca. 3,7 Milliarden Menschen, und von ihnen litten rund 875 Millionen Menschen unter Unterernährung. [1] 50 Jahre später liegt die Zahl der Unterernährten zwar noch immer bei in etwa 820 Millionen, aber es leben mittlerweile auch 7,8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. [2, 3] Daraus folgt, dass sich die Anzahl der Menschen mehr als verdoppelt hat, ohne dass die Anzahl der mangelhaft ernährten Menschen gestiegen wäre. Eine naheliegende Erklärung für diesen Sachverhalt wäre die Vermutung, dass sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche seit den 1970ern einfach massiv vergrößert hätte, um über 4 Milliarden zusätzliche Menschen zu ernähren. Die erstaunliche Wahrheit ist jedoch, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche in den letzten Jahrzehnten nur etwas über 10% gewachsen ist. [4, 5] Die notwendige Schlussfolgerung lautet, dass sich die Effektivität in einem kaum vorstellbaren Umfang verbessert haben muss; die moderne Landwirtschaft ernährt gegenwärtig im Vergleich zu 1970 weit über die doppelte Anzahl an Menschen, ohne auch nur ansatzweise die doppelte Fläche dafür zu benötigen. [6]

Was war also geschehen, wenn es nicht einfach nur eine Vergrößerung der landwirtschaftlichen Fläche gewesen ist? Eine wesentliche Basis dieses ‚Wunders‘ waren die ab den 1940ern stetig wachsende Verfüg- und Bezahlbarkeit von Stickstoffdüngern [7] und die stetige Verbesserung des Saatguts, also der Leistung- und Widerstandsfähigkeit der eingesetzten Pflanzen, aber neben diesen Faktoren war es auch gerade die Anbaumethode, die von dem hier diskutierten antiveganen Argument als Problem hervorgehoben wird: Die Produktion pflanzlicher Lebens- oder Futtermittel in Monokulturen ermöglichte die zunehmende Optimierung sowie Standardisierung von Prozessen und somit eine Erhöhung der Erträge sowie die Senkung von Kosten. Mit anderen Worten: Ausgerechnet die Methoden, die innerhalb der veganen Szene oft ohne ein fundiertes Hintergrundwissen abgelehnt werden, sind für die Leistungsfähigkeit der modernen Landwirtschaft verantwortlich. Auch der in den letzten Jahrzehnten massiv angestiegene globale Fleischkonsum [8] stand dieser Entwicklung sichtlich nicht im Weg.

Graph: Globale Fleischerzeugung von 1961 - 2018.

Von der Plattform Our World in Data angefertigte grafische Darstellung der Entwicklung der globalen ‚Fleischproduktion‘ auf der Basis der Daten der UN Food and Agricultural Organization (FAO).

Verschwiegen werden soll indes nicht, dass Monokulturen auch mit Nachteilen verbunden sind. So ist der Anbau in Monokulturen anfälliger für Pflanzenkrankheiten sowie Probleme mit ‚Schädlingen‘ und kann sich, in Abhängigkeit von der Qualität des Managements der Flächen über die Jahre hinweg, äußerst schädlich auf den Zustand der Böden auswirken. [9] Als ein Beleg für den Ernst der Lage kann ein 2017 veröffentlichter Artikel aus dem Guardian dienen, der eine drastische Warnung von Michael Gove, dem konservativen Umwelt- und Ernährungsminister des Vereinigten Königsreichs, zitiert: Einige Teile des Landes seien nur 30 bis 40 Jahre von einer „fundamentalen“ Zerstörung der Bodenfruchtbarkeit entfernt. „Staaten können Putsche, Kriege und Konflikte, ja sogar das Verlassen der EU überstehen, aber kein Staat wird den Verlust seiner Böden und ihrer Fruchtbarkeit verkraften.“ [10]

Die von vielen Veganern als Antwort auf derartige Probleme präferierte biologische Landwirtschaft kann mit ihren gegenwärtigen Grundsätzen nicht einfach als Lösung dienen. Eine große Meta-Analyse [11] kam zwar 2019 zu dem Ergebnis, dass die ökologische Landwirtschaft in vergleichenden Studien mehrheitlich besser als der konventionelle Pflanzenanbau abschnitt, aber ein Blick in die Details der Studie offenbart, dass diese Daten kaum belastbar sind: Es fehlen „statistisch belastbare Erträge aus Praxisbetrieben für den Ökolandbau“; die meisten Studien stellten Vergleiche an, die methodisch nicht dazu geeignet sind, eine Grundlage für politische Entscheidungen zu bilden. Die Autoren schließen nicht aus, dass eine Berücksichtigung aller Faktoren dazu führen könnte, dass die biologische Landwirtschaft in ihrer aktuellen Form (aufgrund ihrer niedrigen durchschnittlichen Erträge) in der Gesamtbilanz schlechter für den Planeten sein könnte als die konventionelle. Laut einer von Foodwatch beauftragten Studie müsste sich die landwirtschaftliche Fläche in Deutschland fast verdoppeln (+87%), wenn der durchschnittliche konventionelle Anbau durch den durchschnittlichen Bio-Anbau ersetzt werden soll. [12] Ein Ergebnis, das sich mit einer anderen Berechnung deckt, die zu dem Resultat führte, dass fast alle naturbelassenen Gebiete und Parkanlagen der USA zu Ackerland umgewandelt werden müssten, um die in Amerika übliche Gesamternte über eine rein biologische Landwirtschaft zu erzielen. [13]

Nun kann natürlich trotzdem eingewandt werden, dass sich diese Probleme doch einzig und allein daraus ergeben würden, dass massenhaft ‚Nutztiere‘ ausgebeutet werden. Eine „viehlose Landwirtschaft“ hätte viel mehr Flächen zur Verfügung und könnte somit schonender arbeiten oder Schäden ausgleichen, indem sie der Natur Flächen zurückgibt. Mit diesem Einwand gegen die vorherigen Ausführungen kann die eigentliche Antwort auf das hier unter die Lupe zu nehmende antivegane Argument in Angriff genommen werden.

Bereits ein simpler Blick in die jährlich erscheinenden deutschen Futtermittelstatistiken (siehe unten) [14] bestätigt, was ohnehin schon klar sein sollte: Der Versuch, Veganern vorzuwerfen, dass sie für Monokulturen verantwortlich wären, um den Konsum von Fleisch, Milch und Eiern zu verteidigen, erinnert angesichts der zur Versorgung der ‚Nutztiere‘ notwendigen Futtermassen zwangsläufig an den berühmten Steinwurf im Glashaus, denn ein erheblicher Teil des eingesetzten Futters stammt selbst aus Monokulturen. Passend dazu titelte das Nachrichten-Portal topagrar online: „Ohne [Soja-]Importe und Ausdehnung der heimischen Eiweißfuttererzeugung würde die Schweineproduktion EU-weit um insgesamt 43% und die Geflügelerzeugung sogar um 58% schrumpfen!“ [15]

Die folgende Tabelle zeigt in Auswahl das Futteraufkommen für Deutschland aus der Inlandserzeugung und aus Einfuhren in 1000 t Getreideeinheiten, also die Futtermengen, die zur ‚Produktion‘ von Eiern, Milch und Fleisch eingesetzt werden:

Futtermittelart 2016/17 2017/18
Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Triticale, Körnermais und sonstige) 24 984 25 149
Hülsenfrüchte (Futtererbsen, Ackerbohnen und sonstige) 300 329
Kleien 953 939
Ölkuchen und -schrote 7406 6985
Pflanzliche Öle und Fette 1317 1320
Nebenprodukte der Brauereien und Brennereien 868 823
Gras (frisch, Silage, Heu) 25869 27203
Silomais 17957 20889

Es kann also betont werden, dass die gegenwärtige Form der Tierausbeutung zu Ernährungszwecken in einem gewaltigen Umfang von Monokulturen abhängt. Soll dies nicht der Fall sein, müsste auf ineffizientere Anbauformen zurückgegriffen oder schlicht auf einen Anbau von Futtermitteln verzichten werden. Eine Beschränkung der Tierausbeutung auf die Verfütterung von Missernten, Ernteresten, Zwischenfrüchten, Produktionsresten etc. und die ausschließliche Nutzung von Weideland würde jedoch offensichtlich eine drastische Reduktion des Konsums tierischer Lebensmittel voraussetzen.

Da Monokulturen aber ohnehin nicht pauschal verteufelt werden können, sondern differenziert und im Vergleich zu den Alternativen diskutiert werden müssen, gibt es keinen Anlass, diesem Teil des Arguments überhaupt größere Aufmerksamkeit zu schenken. Vorzulegen wären zuerst einmal Belege dafür, dass sich alternative Anbaumethoden wirklich im großen Stil als schonender erweisen und die Weltbevölkerung ernähren können. Die Ausbeutung von Tieren könnte nur dann den Anteil an Monokulturen senken, wenn sie sich weitgehend auf die im vorherigen Absatz angesprochenen Futtermittelquellen beschränken würde. Für diesen Fall, wenn lediglich gemeint sein soll, dass Veganer mehr Monokulturen notwendig machen würden, wäre das Argument als plausibel zu akzeptieren.

Relevanter für den in diesem Beitrag analysierten Einwand ist ohnehin die Behauptung, dass in einer veganen Gesellschaft mehr Pflanzen angebaut werden müssten und dass sich daraus negative Effekte ergeben würden. Zuzugestehen ist erneut, dass es sich hierbei um eine wahre Aussage handelt, wenn die Tierausbeutung auf das Ausmaß beschränkt wird, das über die zuvor aufgezählten Futtermittelquellen versorgt werden kann. Auf der prinzipiellen Ebene kann die Nutzung von Tieren eine Reduktion des Pflanzenanbaus ermöglichen, da Tiere Kalorien verwerten können, die für unsere Ernährung sonst nicht zur Verfügung stehen. Dementsprechend hat auch die in der veganen Szene häufig herangezogene, aber von ihr stets nur einseitig ausgewertete Studie „Grazed and confused“ betont, dass es Studien gibt,

„die […] zu dem Schluss kommen, dass Ernährungsformen mit einigen (aber begrenzten) tierischen Lebensmitteln in Wirklichkeit weniger anbaufähige Flächen benötigen als jene, die vollständig vegan [hier: tierfrei] sind, da die zusätzliche Nahrung, die sich in der Form von Lebensmitteln von Wiederkäuern über Grasland und [Ernte- sowie Produktionsreste] gewinnen lässt, die Menge der Kalorien reduziert, die anbaufähige Flächen [bereitstellen müssen].“ [16]

Die Entscheidung, so weit wie möglich auf die Haltung von ‚Nutztieren‘ zur ‚Produktion‘ von Lebensmitteln zu verzichten, kann daher nicht aus diesem Blickwinkel verteidigt werden. Sie muss ethisch begründet werden.

Aus den bisherigen Ausführungen ergibt sich, dass Veganer diesen Einwand auf der prinzipiellen Ebene akzeptieren sollten, ohne sich davon beunruhigen zu lassen. Entscheidend ist nicht, ob eine vegane Lebensweise in dieser Hinsicht am besten ist, sondern es ist aus einer Gerechtigkeitsperspektive heraus einzig und allein erforderlich, dass eine „viehlose Landwirtschaft“ ohne inakzeptable Folgen möglich ist, und dort, wo es keine vertretbare Alternative zur Nutzung von Tieren gibt, ist sie mit der Definition des Veganismus vereinbar, solange nach Vermeidungsmöglichkeiten gesucht wird, die Tieranzahl auf das notwendige Minimum beschränkt bleibt und die Nutzung nur auf die schonendste Weise erfolgt.

Zu fragen ist also abschließend: Ist ein Verzicht auf die Haltung von ‚Nutztieren‘ zu Ernährungszwecken denkbar? 2017 kam die Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) in einer Studie [17] zu dem Ergebnis, dass bei der ‚Produktion‘ von 1 kg knochenlosem Fleisch durchschnittlich 2,8 kg (Wiederkäuer) bzw. 3,2 kg (Monogastrier) für uns direkt essbare Futtermittel eingesetzt werden. Eine weitere Datenauswertung der FAO (siehe die Abbildung unten) [18] belegt darüber hinaus, dass in den meisten Ländern der Welt (teils deutlich) mehr Kalorien zur Verfügung stehen als zur Versorgung der Bevölkerung notwendig sind. Es werden folglich direkt verzehrbare Kalorien an Tiere verfüttert, und es wird weit mehr produziert als nötig wäre. Hinzu kommt, dass sich kaum bestreiten lässt, dass gegenwärtig viele Flächen der Produktion ernährungsphysiologisch minderwertiger Lebensmittel dienen, woraus sich weitere Spielräume ergeben.

Graph: Globale Kalorienverfügbarkeit pro Land.

Von der Plattform Our World in Data erstellte Weltkarte mit den je nach Staat täglich zur Verfügung stehenden Kalorien für das Jahr 2017. Als Basis dienten der Daten der UN Food and Agricultural Organization (FAO).

Auf der Grundlage dieser Daten kann der Verdacht geäußert werden, dass eine „viehlose Landwirtschaft“ dazu in der Lage sein sollte, für alle Menschen genug Kalorien bereitzustellen. Eine Vermutung, die von der bislang größten Meta-Analyse zu dieser Frage gestützt wird: Ein vollständiger Verzicht auf tierische Lebensmittel würde vor dem Hintergrund der aktuellen ‚Produktionsweisen‘ rein rechnerisch eine gewaltige Reduktion der benötigen Flächen ermöglichen – er wäre also nicht nur zu realisieren, sondern er würde der Natur Flächen zurückgeben. [19]

Kritisch anzumerken ist allerdings, dass diese Meta-Analyse trotz des gewaltigen Daten-Sets nicht einen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb eingeschlossen hat, der nach den Maßstäben arbeitet, die Veganer für gewöhnlich mit einer veganen Welt verbinden (Stickstoffversorgung über stickstoffbindende Pflanzen, Kompostierung von Ernteresten usw.). Es existieren keine belastbaren Ertragsdaten zum „bioveganen“ Anbau, die wenigstens mit einiger Plausibilität hochgerechnet werden könnten, sodass nicht einfach davon ausgegangen werden kann, dass diese Produktionsweise zu präferieren ist. Die abstrakten Berechnungen dieser Studie ließen sich daher nur dann eventuell auf die reale Welt übertragen, wenn der notwendige Stickstoff flächendeckend über synthetische Düngemittel ergänzt wird. Der für den Anbau von Pflanzen notwendige Stoff Phosphor wird unabhängig von unserer konkreten Ernährungsweise zukünftig noch konsequenter aus menschlichen Fäkalien zurückgewonnen werden müssen, da die abbaubaren Vorräte in nicht allzu ferner Zukunft zur Neige gehen werden.

Veganern muss bewusst sein, dass es noch zahlreiche offene Fragen zu klären gilt, auch wenn rein prinzipiell nichts dafür spricht, dass eine „viehlose Landwirtschaft“ unmöglich ist, da Tiere keine Stoffe aus dem Nichts erzeugen und demnach durch andere Anbaumethoden, durch die konsequentere Rückführung menschlicher Fäkalien sowie von Abfällen und durch moderne Techniken ersetzt werden können. Sicher ist jedoch, dass eine Welt ohne die Nutzung von Tieren zu Ernährungszwecken eine gewaltige, also transportintensive Verteilung von Lebensmitteln (alternativ: gigantische Umsiedlungen) erfordern wird und sich einer Beibehaltung der energieaufwändigen Produktion [20] von synthetischen Düngemitteln nicht einfach verschließen sollte. Es wird immer Formen der Tierausbeutung geben, die auf die Umwelt bezogen vorteilhafter als die vegane Lösung wären, aber wenn Tiere gerecht behandelt werden sollen, ist es notfalls unsere Pflicht, Mittel und Wege zu finden, um in anderen Bereichen einen Ausgleich zu schaffen.


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Quellen

  1. Food and AgricultureOrganization of theUnited Nations (2010) Global hunger declining, but still unacceptably high. International hunger targets difficult to reach http://www.fao.org/3/al390e/al390e00.pdf 

  2. Max Roser and Hannah Ritchie (2013) - Hunger and Undernourishment. https://ourworldindata.org/hunger-and-undernourishment 

  3. World Health Organization 2019 World hunger is still not going down after three years and obesity is still growing – UN report https://www.who.int/news/item/15-07-2019-world-hunger-is-still-not-going-down-after-three-years-and-obesity-is-still-growing-un-report 

  4. Hannah Ritchie and Max Roser (2013) - Land Use. https://ourworldindata.org/land-use 

  5. Michael Miersch 2007 Agrarwissenschaftler Norman Borlaug - „Mutter Natur ist Gentechnikerin“ https://web.archive.org/web/20110122092107/https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2007-41/artikel-2007-41-mutter-natur-ist-gentechnikerin.html 

  6. Food and AgricultureOrganization of theUnited Nations (ohne Jahr) The State of the World’s Land and Water Resources for Food and Agriculture http://www.fao.org/nr/solaw/maps-and-graphs/en/ 

  7. Vaclav Smil (1997) Weltbevölkerung und Stickstoffdünger https://www.spektrum.de/magazin/weltbevoelkerung-und-stickstoffduenger/824105 

  8. Hannah Ritchie (2017) - Meat and Dairy Production. https://ourworldindata.org/meat-production 

  9. Tara Garnett (2017) FCRN Response to the Sustainable Food Trust commentary on Grazed and Confused https://web.archive.org/web/20191212062111/https://www.fcrn.org.uk/fcrn-blogs/tara-garnett/fcrn-response-sustainable-food-trust-commentary-grazed-and-confused 

  10. Bibi van der Zee (2017) UK is 30-40 years away from ‘eradication of soil fertility’, warns Gove https://www.theguardian.com/environment/2017/oct/24/uk-30-40-years-away-eradication-soil-fertility-warns-michael-gove 

  11. Sanders J, Hess J (eds) (2019) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft (Thünen-Report 65) https://www.boelw.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Pflanze/190121_Th%C3%BCnen-Report_65_final.pdf 

  12. Jesko Hirschfeld, Julika Weiß, Marcin Preidl, Thomas Korbun (2008) Klimawirkungen der Landwirtschaft in Deutschland (Schriftenreihe des IÖW 186/08) https://www.foodwatch.org/fileadmin/foodwatch.de/news/IOEW-Studie_Klimawirkungen_der_Landwirtschaft_in_Deutschland_2008.pdf 

  13. Steven Savage (2015) The Lower Productivity Of Organic Farming: A New Analysis And Its Big Implications https://www.forbes.com/sites/stevensavage/2015/10/09/the-organic-farming-yield-gap/#4abbf11f5e0e 

  14. Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (2019) STATISTISCHES JAHRBUCHÜBER ERNÄHRUNG LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN, S. 89 https://www.bmel-statistik.de/fileadmin/SITE_MASTER/content/Jahrbuch/Agrarstatistisches-Jahrbuch-2019.pdf 

  15. Agra Europe (AgE) (2021) Schwedische Studie – Ohne Sojaimporte gäbe es Produktionseinbruch bei Schwein und Geflügel https://www.topagrar.com/acker/news/ohne-sojaimporte-gaebe-es-produktionseinbruch-bei-schwein-und-gefluegel-12448783.html 

  16. Tara Garnett et al., Grazed and confused? Ruminating on cattle, grazing systems, methane, nitrous oxide, the soil carbon sequestration question – and what it all means for greenhouse gas emissions, S. 112. Abzurufen unter: https://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/reports/fcrn_gnc_report.pdf 

  17. Mottet, A., de Haan, C., Falcucci, A., Tempio, G., Opio, C., & Gerber, P. (2017). Livestock: On our plates or eating at our table? A new analysis of the feed/food debate. Global Food Security, 14, 1–8. 

  18. Max Roser and Hannah Ritchie (2013) Food Supply https://ourworldindata.org/food-supply 

  19. Poore J, Nemecek T. Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science. 2018 Jun 1;360(6392):987-992. 

  20. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2018) Energieverbrauch bei der Produktion von mineralischem Stickstoffdünger (Dokumentation WD 8 - 3000 - 088/18) https://www.bundestag.de/resource/blob/567976/bb4895f14291074b0a342d4c714b47f8/wd-8-088-18-pdf-data.pdf 

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