James Granger

Tierethik & Veganismus · April 11, 2022

Zitate von James Granger

Zitat

Ein gerechter und barmherziger Mensch bedenkt, dass [selbst] das durchschnittlichste Geschöpf von dem Schöpfer für sehr gut erklärt wurde, und dass es genauso wie er ein Recht auf Leben und darauf hat, die Vorteile des Lebens zu genießen, wenn es ihm in keiner Hinsicht schadet: Auch nur irgendein Tier, das die [göttliche] Vorsehung in seine Obhut gegeben hat, mutwillig zu reizen oder zu martern, ist ein Verrat an seinem Vertrauen und eine Sünde gegen das Gesetz der Menschlichkeit, welches jede Form des Daseins einschließt, das genauso wie der Mensch Schmerzen wahrnehmen kann.

Quelle: James Granger, An Apology for the Brute Creation, or Abuse of Animals censured, London 1772, S. 8

Erläuterungen

  • “für sehr gut erklärt”: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“ (1. Mose 1:31)

  • “in seine Obhut gegeben hat”: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ (1. Mose 1:28) Diese Stelle aus dem Alten Testament wurde historisch als Rechtfertigung für unseren Umgang mit Tieren herangezogen. Die Frage ist jedoch, ob das „Untertan-Machen“ und „Herrschen“ nicht eher in einem behütenden Sinne zu verstehen ist, so irritierend es sprachlich auch erscheint. Diese Deutung hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend durchgesetzt, und dieser Herrschaftsauftrag wurde auch von frühen Tierschützern/Tierrechtlern bereits so ausgelegt.

  • “das genauso wie der Mensch Schmerzen wahrnehmen kann”: Die Übersetzung dieser Stelle ist erheblich vereinfacht; die Formulierung des Originals ist kaum ins Deutsche zu übertragen, weswegen nur darauf geachtet werden konnte, die Aussage nicht zu verfälschen

Zitat

Möge der grausame und erbarmungslose Schuft, welche Geschöpfe Gottes auch immer die Opfer seiner Grausamkeit sind, an die Worte des Apostels glauben und vor ihnen erzittern: „Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat.“

Quelle: James Granger, An Apology for the Brute Creation, or Abuse of Animals censured, London 1772, S. 20-21.

Erläuterungen

  • “Worte des Apostels”: Jakobus 2:13

Zitat

Es ist seltsam, dass die Tiere, besonders die nützlichsten, die so viel für die Menschen tun und so viel durch sie erleiden, niemals, zumindest meinem Kenntnisstand nach, einen Fürsprecher von der Kanzel hatten, obwohl sie so einen gerechten und dringenden Anspruch darauf haben und nicht für sich selbst sprechen können.

Quelle: James Granger, An Apology for the Brute Creation, or Abuse of Animals censured, London 1772, S. 5.

Erläuterungen

  • “Kanzel”: Predigtstuhl; erhöhter Platz in Kirchen, Moscheen und Synagogen, von dem aus gepredigt wird

Zitat

Ein rechtschaffender Mensch berücksichtigt das Leben seines Tieres.

Quelle: James Granger, An Apology for the Brute Creation, or Abuse of Animals censured, London 1772, S. 6.

Anmerkung

Das hier vorgestellte Zitat stellt den Beginn der Tierrechtspredigt dar. Granger spricht hier von „seines Tieres“, da er den Umgang mit unseren ‚Nutztieren‘ ins Zentrum der Predigt rückt, auch wenn es ihm um Gerechtigkeit für alle Tiere ging.

Erläuterungen

  • “Mensch”: Im Original das doppeldeutige „man“ (Mensch/Mann).

Zitat

Kein umsichtiger Mensch würde seine alltäglichen Sorgen, noch viel weniger sein Leben und Schicksal einem Schuft anvertrauen, der Grausamkeit zu seinem Sport macht und die Foltern und Qualen der unvernünftigen und hilflosen Unschuld genießt. – Das menschliche Leben ist bestenfalls erträglich miserabel, aber das der Tiere, die Diener und Sklaven der Menschen sind, ist noch elender: Ohne die Menschlichen und Barmherzigen, die dazu geneigt sind, die Lasten anderer zu tragen und sie jedem leidenden Geschöpf zu erleichtern, wäre die Welt daher ein solcher Anblick, dass er jeden feinfühligen Menschen schockieren und dazu veranlassen würde, sich von ihr fortzuwünschen. Er, der ein sanftes und gütiges Gemüt hat, der sich mit denen freut, die sich freuen, der mit denen weint, die weinen, der immer dazu bereit ist, Balsam in die Wunden eines Freundes, ja sogar eines Feindes zu gießen, einen Magenlikör in den bitteren Becher des Lebens zu werfen und die zitternde Hand, die ihn hält, zu unterstützen und zu leiten, dessen Barmherzigkeit sich, wie die der Gottheit, auf jedes ihrer Lebewesen erstreckt, ist eine der ausgezeichnetsten Persönlichkeiten und der größte Günstling des Himmelreichs. „Selig“, spricht unser Heiland, „sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“

Quelle: James Granger, An Apology for the Brute Creation, or Abuse of Animals censured, London 1772, S. 9-10.

Erläuterungen

  • “Kein umsichtiger Mensch”: Im Original das doppeldeutige „man“ (Mensch/Mann).

  • “‚Selig‘, spricht unser Heiland”: Siehe: Die Bergpredigt, Matthäus 5,7.

Über den Autor

James Granger (1723–1776) war ein englischer Pfarrer und Schriftsteller, der am 18. Oktober 1772 und auch danach nochmal den Mut hatte, eine Predigt über das Recht des Tieres bzw. die Pflichten des Menschen gegenüber Tieren zu halten. Die Folge war, dass er dafür zweimal ins Gefängnis wanderte. Seine Tierrechts-Predigten wurden nicht nur als eine Verletzung der Priesterwürde, sondern als ein Beleg für Grangers vermeintlichen Wahnsinn betrachtet.

Auch Granger belegt, dass die Tierschutzbewegung ihre Vorläufer ausgerechnet dort findet, wo man sie nicht vermuten würde. So sehr die Kirche als Institution Tiere herabgewürdigt und missachtet hat, so sehr haben einzelne Geistliche früh die Stimme für die Tiere erhoben, da sie auch die Tiere als Gottes Schöpfung wahrnahmen. Granger konnte sich jedoch nicht für einen Fleischverzicht aussprechen, da er vor dem Hintergrund der Zeit schlicht nicht möglich erschien; wir seien durch Notwendigkeit dazu gezwungen.

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